Dr. Heinz Rieder
österreichischer Schriftsteller und Historiker 1911 - 1995


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L E B E N S L A U F

Heinz Rieder wurde am 26. 8. 1911 als Sohn einer Beamten- und Hochschullehrerfamilie in Mödling geboren. Sein Vater Dr. Stefan Rieder war Wiener Magistratsbeamter, seine Mutter Eugenie, geborene Csokor,  war die Schwester des Dramatikers Franz Theodor Csokor. Sein Großvater Dr. Johann Csokor war Professor für Veterinärmedizin an der Tierärztlichen Hochschule in Wien.

Heinz Rieder lebte zunächst einige Jahre in Mödling im Rahmen einer Großfamilie, deren Oberhaupt die "Großmama Csokor" war, die bis zu ihrem Tod die Hauptbezugsperson im Leben Heinz Rieders darstellte.  

In die Zeit des ersten Weltkrieges fällt ein tiefgreifendes Kindheitserlebnis, von dem Heinz Rieder immer wieder erzählte. Im Jahr 1917 besuchte er mit seiner Mutter den Vater, der während des 1. Weltkrieges Festungskommandant der Bocche di Cattaro (jetzt Kotor) war. Damals erlebte Heinz Rieder einen der ersten Fliegerangriffe der Geschichte mit. Er befand sich mit seiner Mutter in einer wellblechgedeckten Baracke, als feindliche Flugzeuge im Tiefflug herankamen und die Baracken mit Maschinengewehren beschossen. Gegen diese Geschoße stellte das Wellblechdach einen wirksamen Schutz dar, die Mutter geriet jedoch wegen des schrecklichen Lärms, den die Geschoße verursachten, in Panik und lief mit ihrem Sohn ins Freie, wobei sie ihn und sich in Lebensgefahr brachte. Fluchtartig verließen Mutter und Sohn daraufhin Dalmatien. 

Bis zum Ende des 1. Weltkrieges lebten sie bei "Großmama" und der jüngeren Schwester seiner Mutter in Mödling. Nach dem Krieg übersiedelte die Familie Rieder nach Wien.

Nach dem Besuch einer Wiener Volksschule, wo nach den Methoden Otto Glöckels unterrichtet wurde, besuchte Heinz Rieder das Gymnasium am Theresianum und maturierte 1930. Anschließend studierte er Geschichte und Germanistik - sehr zum Leidwesen seines Vaters, der sich für seinen Sohn eine juristische Karriere gewünscht hätte - und schloß das Studium 1935 mit dem Doktorat der Philosophie ab. Seine Dissertation schrieb er im Fach "Neuere Germanistik".

Heinz Rieders Plan, gleich mit einer Habilitation über den Liberalismus seine Studien fortzusetzen, scheiterte an der Ablehnung durch Professor Nadler, möglicherweise aus dem Grund, daß der Liberalismus in den Dreißigerjahren politisch nicht gerade "en vogue" war.

So begann er, die ersten Zeitungsartikel und Bücher zu schreiben. 1936 erschien sein erstes Buch: "Meier Helmbrecht" (eine Übersetzung der mittelhochdeutschen Verserzählung von Wernher der Gartenaero ins Neuhochdeutsche). Im gleichen Jahr trat er in den Dienst der Wiener Städtischen Büchereien. Er verfolgte aber weiterhin seinen Plan, sich zu habilitieren. Seine Habilitationsschrift wäre das 1939 in Berlin herausgekommene Buch "Liberalismus als Lebensform in der Deutschen Prosaepik des 19. Jahrhunderts" gewesen. Er hatte schon Kontakte zu zwei Professoren außerhalb Wiens aufgenommen.

Da kam 1940 die Einberufung zum fünfjährigen Kriegsdienst, die seine bibliothekarische und schriftstellerische Tätigkeit unterbrach. Er lernte die Kriegsschauplätze Frankreich, Rußland und Griechenland kennen. Hier am Peloponnes wurde er, der eigentlich ein überzeugter Pazifist war, mit den Schrecken des Krieges konfrontiert und entkam nur knapp dem Tod. Diese Erlebnisse verarbeitete er in dem Hörspiel "Gespräch mit einem Griechen" (Radio Bremen 1955) und in "Bei einem griechischen Hirten" (Wien 1983).

Nach 1945 kehrte Heinz Rieder in die Wiener Städtischen Büchereien zurück, war dort ab 1960 wissenschaftlicher Referent und ab 1970 bis zu seiner Pensionierung 1973 Direktor.

Mit seinem Onkel, dem Dramatiker und Humanisten Franz Theodor Csokor, verband Heinz Rieder bis zu Csokors Ableben 1969 nicht nur das Familiäre, sondern auch eine ideelle Übereinstimmung. Er kümmerte sich auch nach Csokors Tod um dessen literarischen Nachlaß.

Neben seiner Büchereitätigkeit entfaltete Heinz Rieder eine rege schriftstellerische und wissenschaftliche Tätigkeit. Er hielt Vorträge in den Österreichischen Kulturinstituten in Istanbul und Paris, sowie an den Universitäten von Ankara, Rouen, Orléans, Tours und Straßburg und auch bei den Germanistentagungen des Institutes für Österreichkunde.

Im Rahmen seiner intensiven schriftstellerischen Tätigkeit verfaßte er historisch - biographische Werke (Napoleon III, Wallenstein, König Wenzel, Maria Theresia, Kaiser Karl, Kaiser Franz Joseph - Anekdoten). In seinen literarhistorischen Werken setzte er sich mit dem Vormärz , mit der Geburt der Moderne, Schiller, Schnitzler und dem Magischen Realismus auseinander. Für das Buch "Die Geburt der Moderne" erhielt er 1964 den Förderungspreis der Theodor  - Körner - Stiftung. Weiters verfaßte er drei belletristische Werke: den bereits erwähnten "Meier Helmbrecht", "Der Pirat Gottes" (Roman aus der Entdeckungsgeschichte Amerikas) und "Tödliche Spiele" (ein Oberst - Redl - Roman). Für seine beiden Töchter verfaßte Heinz Rieder "Zwei Tiergeschichten", "Mira die Schiffskatze" sowie zwei Märchensammlungen: "Märchen aus der weiten Welt" und "Märchen aus Europa".

In seinem Nachlaß befinden sich mehrere bisher unveröffentlichte Biographien.

Das Erscheinen seines umfassenden Werkes über die Europäische Revolution von 1848  "Die Völker läuten Sturm" durfte er leider nicht mehr erleben.

Heinz Rieder - er verstarb am 25. Oktober 1995 - erhielt für sein literarisches Schaffen mehrere Auszeichnungen: das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich, die Silberne Ehrenmedaille der Stadt Wien und 1975 den Berufstitel Professor. Außerdem war er Vorstandsmitglied des Österreichischen Schriftstellerverbandes und Mitglied des Österreichischen PEN - Klubs.

 

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Created & © by broz.at letzte Änderung: 14.10.2019